Frau Hark: Wie bilden sich Ideen für Ihre Arbeit? Was inspiriert Sie?
Mich inspiriert das scheinbar Banale im alltäglichen Erleben, denn Dinge oder Raumsituationen werden immer subjektiv wahrgenommen. Indem ich die Welt mit sehr aufmerksamen Augen betrachte, erschließen sich somit in der Würdigung des Kleinen und Nichtigen meine Ideen. Faszinierend finde ich immer wieder Reflexionen auf Glas und Flüssigkeiten wie zum Beispiel die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche des Meeres oder den Wirbel beim Einschenken von Wein in ein Glas – Momentaufnahmen, die das menschliche Auge kaum festhalten kann und die von vielen physikalisch Faktoren abhängen, die fast wie eine Illusion wirken und deren Moment im Bruchteil einer Sekunde schon vergangen ist. Ohne das richtige Licht, keine Reflexion. Diese Unbeständigkeit der hier wirkenden Elemente stehen für mich als Sinnbild für die ständige Veränderung im Leben.
Wie lassen Sie sich auf eine neue Arbeit ein?
Die Vorbereitungen sind sehr vielfältig. Das wichtigste ist der Wahrnehmungs-/Sehprozess. Ohne richtiges Sehen, keine Idee und Vorstellung von etwas. Vorab erstelle ich kleine Zeichnungen zum Festhalten der Idee, was ich dann später vertiefe durch detaillierte Zeichnungen, Aquarelle, Ausschnitte und Fotografien.
Wie drückt sich Realität und Intuition in Ihrer Arbeit aus?
Meine Werke zeigen „vermeintlich“! kopierte Fotografien, wobei ich als Künstler bestimme, welche Elemente ich hinzufüge oder weglasse. Somit spiele ich mit der Erwartung und Wahrnehmung des Betrachters. Das Bild sieht nur aus wie eine Reproduktion und scheint die Wirklichkeit wiederzugeben, ist jedoch mit den klassischen Mitteln der Malerei umgesetztes Bild. Es ist eine eigene Bildrealität entstanden.
Beschreiben Sie Ihre Arbeitsmethode?
Ich arbeite vorwiegend in der altmeisterlichen Lasurentechnik der Ölmalerei. Für mich liegt der besondere Wert der altmeisterlichen Technik in seiner Reichhaltigkeit an Kombinationsmöglichkeiten und der Farbbrillanz. Dies bedeutet für mich in der heutigen, schnelllebigen Zeit eine beinah meditative Auseinandersetzung im Geiste und in der handwerklichen Ausführung. Durch den langsamen Schaffensprozess findet für mich eine Art „Entschleunigung“ unserer Alltagswelt statt, in der ansonsten immer alles so schnell funktionieren muß. Das Schritt-für-Schritt-Arbeiten und Schicht-für-Schicht-Legen, abwarten, bis diese getrocknet sind, geben auf jeden Fall das langsame Tempo vor. Daher arbeite ich immer an mehreren Werken parallel.
Wo sehen Sie die Herausforderung Ihrer Kunst für den Betrachter?
Letztlich geht es doch in der Kunst immer wieder um „Entdecken“ im ursprünglichsten Sinne. So geläufig, wie wir unsere Welt oft wahrnehmen, ist sie bei näherem Hinschauen dann doch nicht. Es ist daher mit eine Aufgabe der Kunst (und nicht nur meiner), die hilft, die Welt immer wieder neu sehen zu lernen, auch im Sinne von Verstehen.
Wann ist für Sie die Arbeit an Ihrem Kunstwerk abgeschlossen oder wirkungsvoll?
Wenn ich denke, dass meine Wahrnehmung und die Bildausage in Einklang zueinander stehen.
Beschreiben Sie Ihr künstlerisches Anliegen?Die Sichtbarmachung des Unscheinbaren und Alltäglichen, dem man sonst kaum Beachtung schenkt, soll durch meinen „Filter“ des Sehens interpretiert werden. Im Unscheinbaren etwas ganz Besonderes in unserer wunderbaren und reichhaltigen Welt zu erkennen und eventuell auch dessen Wesen beziehungsweise Idee. Das Zufällige, Nichtkontrollierbare irgendwie mit meiner Wahrnehmung und der Bildaussage in Einklang zu bringen, war und ist mein Anliegen.
Ein weiterer Aspekt für mich ist, dass ich mit dieser Art von Malerei Kontrapunkte setzen möchte in einer Welt, die mit belanglosen schnellen „ Knipsereien“ geflutet, beziehungsweise überflutet wird. Fotografien begegnen uns in sämtlichen Medien wie Zeitung, Internet, Werbung, Television und Magazinen, sodass sie dem Betrachter fast nichts mehr an Wirklichkeit – Was ist echt? Was ist manipuliert? – vermitteln können. Diese Bildinformationen gehen aufgrund der riesigen Masse oftmals unter und bleiben unbeachtet. Andererseits gehören diese Bildmedien sowie deren technische Bearbeitung wiederum zu unserem alltäglichen Leben, unserer Realität, dazu.
Für mich hat dieser Ausdruck immer eine ständig wechselnde Bedeutung wie das Leben selbst. Mal ist es Lebenselexier, mal ein Fluch, ein Geschenk, eine Sucht oder Erfüllung. Jeder Künstler muss somit täglich für sich entscheiden, das Nichts der Leinwand mit seinem derzeitigen kreativen Zustand zu füllen und mental in Bewegung zu bleiben, um sich weiterentwickeln zu können.
Wo kann ein Interessent Ihre Arbeit einsehen?
Aktuelle Informationen über Ausstellungen/Messen findet man auf meiner Website:
sowie auf meiner https://www.facebook.com/AtelierImFarbenrauschFranziskaHark/